Vor kurzem wurde ich gefragt, ob die Runen die Urschrift wären. Ich sagte, ich weiß nicht ob sie es sind, aber meiner Meinung nach, kommen sie dem was man Urschrift nennt, ziemlich nahe.

Die bekannteste und am meisten verwendete Runenreihe ist die 24er, das ältere Futhark, auch als gemeingermanische Reihe bekannt da man Steine mit dieser Reihe darauf von Schweden bis nach Bosnien hinein fand. Der älteste Fund diesbezüglich stammt aus Gotland in Schweden und wird auf das Jahr 350 – 400 u. Z. datiert. Es ist die Steinplatte von Kylver auf Gotland.

Es gibt dann auch noch das jüngere Futhork, welches um 650 – 800 unserer Zeit in Skandinavien bzw Norddeutschland in Verwendung war. Jünger auch deshalb, da es von 24 auf 16 Runen reduziert wurde. Warum das geschah, weiß man nicht, man vermutet aber allerhand. Ich habe da mittlerweile meine ganz eigene Theorie dazu, kann sie aber derzeit nicht ganz untermauern, daher unterlasse ich es, sie hier zu schreiben.

Es gibt weiters noch ein Angelsächsisches Futhork, auch anglofriesisch genannt, welches 33 Runen aufweist, darin enthalten sind alle aus der 24er Reihe und dazu noch 9 weitere angelsächsischer Art. Datiert wird es aufs 5.-11. Jahrhundert u. Z.

Wenn man sich das alles so ansieht und dann noch die Datierungen dazu nimmt kommt man nur sehr schwer auf eine Urschrift da die Zeit der frühesten Funde in einen Zeitraum weist, wo es andernorts längst Schriften gab, “die” Runenschrift also nicht die Älteste ist.

So kommt es auch Zustande, dass die Wissenschaft annimmt, die Runen der Germanen seien nur eine Entlehnung aus älteren Schriften, wie zum Beispiel dem Lateinischen, dem Etruskischem, dem Griechischen usw.

Der nordische Mythos beschreibt die Herkunft der Runen so, dass sie durch die Götter den Menschen gelehrt wurden. Und zwar nicht als profane Schrift um irgendetwas aufzuschreiben, sondern als Zauberzeichen. Jede Rune hat ihren Namen, steht für einen Buchstaben, hat einen  Zahlenwert. Hinter dem Namen verbirgt sich eine ganze Geschichte um sie besser verinnerlichen zu können, um ihre Wirkung, ihre Kraft verstehen zu können.

Die Goldhörner von Gallehus, deren Rekonstruktionen heute im dänischen Nationalmuseum aufbewahrt werden, zeigen auf dem einen Horn eine Inschrift aus Runen der 24er Reihe, das andere Horn hingegen gilt als “schriftlos”. Auf diesem schriftlosen Horn sieht man kleinen Männchen abgebildet in verschiedenen Posen, Arm- und Beinhaltung sind sonderbar. Wenn man nun allerdings etwas Fantasie anwendet, erkennt man auch darin eine Runenschrift, durch Personen nachgestellt.

So kam man auch darauf, Runen nicht nur zu schreiben oder zu singen sondern auch diese Zeichen mit dem Körper nach zu stellen. Das “Runenyoga” wurde entdeckt, ich denke wiederentdeckt. In weiterer Folge entwickelten sich ganze Runentänze in denen man verschiedene Runen nacheinander nachstellte in rythmischen Bewegungen und solcher Art die Runenkräfte in sich aufnahm.

Runen wurden und werden auch als Orakel verwendet um den Willen der Götter zu erfahren, um Rat zu bekommen in schwierigen Zeiten um mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten. Es gibt unzählige Möglichkeiten mit den Runen zu arbeiten, da sie so vielseitig und komplex sind, auch wenn es anfangs den Anschein hat sie wären sehr schlicht und einfach. 

Eben diese Einfachheit zeichnet sie aus und rückt sie der “Urschrift” näher, als die meisten anderen Schriften, welche archäologisch betrachtet älter sein sollen. Ursprachenforscher weisen nach, dass eine Ursprache und weiters damit eine Urschrift nicht allzu komplex war.

Nur als Beispiel: Wir sagen heute Mutter, in der Ursprachen sagte man Mu, Vater war At, später Atta, dann Vater. Anhand dieser beiden Beispiele sehen wir auch eine Verbindung zu den beiden mythischen Reichen Mu und Atlantis, Mu wie Mutterland, Atlantis wie Vaterland.

Es ist bedauerlich, dass heute in diese Richtung kaum mehr geforscht wird. Es gilt dies hier als Unsinn, als Hirngespinnst. In meinen Augen ist es eine gewaltige Frechheit, erst die Forschung diesbezüglich zu verweigern, dann das Vorhandene zu ignorieren oder umzudeuten und zuletzt jene, deren Forschergeist frei ist, zu denunzieren.

Aber zurück zu den Runen. Wenn sie eine Urschrift, oder gar die Urschirft wären, so müsste man sie auch außerhalb von Europa, außerhalb des germanischen Lebensraumes finden. Und eben dies ist auch der Fall. Man fand Runen, verschiedener Art nicht nur in Europa, von Spanien bis Russland und von Skandinavien bis Italien hinein, sondern auch in der Türkei, in Sibirien, im aramäischen Raum und den Runen ähnliche Schriften bis zu den Philippinen. Auch in Nordamerika finden sich Runeninschriften und zwar nicht nur jene aus der Wikingerzeit vor rund 1000 Jahren sondern auch bei den Indianern selbst.

Nimmt man die heutige Schrift der Chinesen oder Japaner oder Koreaner usw. her, erkennt man eine gewisse Ähnlichkeit zu den Runen, obwohl diese Schriften viel komplexer Aussehen. Nehme ich allerdings zwei oder mehr Runen und kombiniere sie, entstehen sogenannte Binderunen mit neuer Bedeutung und neuer Wirkweise. Solcherart kann ich leicht das eine oder andere Zeichen dieser asiatischen Schriften aus Runen nachbauen.

Meine eigene Erfahrung zeigt mir, dass es so viele verschiedene Runensysteme gab und gibt, wie wir Dialekte und Sprachen haben und hatten.

Dass es in Europa nur so junge Funde gibt, hat einen einfachen Grund. Es waren seit jeher Zauberzeichen, von den Göttern gegeben und somit heilig. Jeder Missbrauch dieser Zeichen und damit der Kräfte die in ihnen wirken, sich durch diese manifestieren, wurde vermieden. DIe Menschen der alten Zeit schrieben kaum etwas auf, nur Zauber waren da die Ausnahme. Und diese wurden bevorzugt bzw fast ausschließlich auf Holz, Rinde, Pergament und dergleichen gemalt und geritzt um den Zauber auch wieder aufheben zu können, zerstören zu können, wenn er nicht mehr benötigt wurde. Für Überlieferungen verließ man sich auf sein Gedächtnis und überlieferte in Liedern, in Reimform, mündlich und gab so über Jahrtausende Geschichten beinahe unverändert weiter. Die ältesten Funde zeugen von einer Zeit in der der Verfall dieser nordisch-germanischen Kultur einsetzte, da man die einst heilige Schrift profan zu verwenden begann und da und dort diese Zeichen in einer Art Graffiti hinterließ.

Schrift muss aber nicht immer gleich ein Buchstabe, eine Rune sein, wie wir sie heute kennen. Das zeigen uns die beiden Goldhörner von Gallehus. Auf der Osterinsel fand man eine Schrift mit Männchen, welche denen von dem einen Horn ähneln bis gleichen. Schrift kann also auch durch Lebewesen ausgedrückt werden, zwei Beispiele haben wir nun. Schauen wir nun zu der Bilderschrift der alten Ägypter, oder zu den Zentralamerikanern, so erkennen wir auch da die Verbindung, wenn auch nicht mehr so deutlich. Das Bindeglied sind die Goldhörner in Dänemark.

So schlussfolgere ich, dass die Runen tatsächlich Teil einer Art Urschrift sind, welche allem Anschein nach weltweit Verwendung fand und sich regional weiterentwickelte. Woher diese Schrift kam, kann wissenschaftlich nicht belegt werden, da es keine Funde gibt und diese Schriften in eine Zeit zurück reichen, die jenseits unserer heutigen Vorstellung liegt. Daher bleibe ich diesbezüglich bei den Überlieferungen: Die Götter brachten sie uns.

Konrad Habitzl

Runen – Die Urschrift?
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