Womit soll ich beginnen? Einen Blog verfasste ich bisher noch nie und so war es für mich eine schwere Frage, bis zu dem Moment, in dem mir die Worte “Am Anfang war das Wort” in den Sinn kamen. Dieser Satz stand doch in der Bibel, oder? Kurz nachgeschaut und auch gleich entdeckt bei Johannes 1,1. Sehr gut, denk ich mir und überlege weiter, sinniere über die Bedeutung dieses Satzes und merke immer mehr: Nein, das kann so nicht stimmen.
Ein Wort setzt eine, wenn auch noch so primitive, Sprache voraus und ist meiner Ansicht nach ein Zeichen von Kultur. Ein Wort oder gar ganze Sätze entstehen aber nicht einfach so aus dem Nichts heraus, sondern haben zumindest einen Gedanken als Grundlage, bewusst oder unbewusst. Also müsste es doch heißen: “Am Anfang war der Gedanke”.
Zufrieden mit dieser Folgerung lehne ich mich zurück, schau aus dem Fenster links von mir und denke darüber nach, was all das nun bedeutet und merke, da habe ich ein Thema aufgetan, welches so leicht nicht zufriedenstellend abgeschlossen werden kann. Ein Gedanke, welcher sich zu einem Wort oder gar einem Satz verdichtet, setzt intelligenz voraus, kann nicht aus dem “Nichts” einfach so heraus entstehen, so ganz “zufällig”. Wieder werfe ich einen Blick in die Bibel und sehe wie der Satz weitergeht: “und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.”
Nun ja, war klar, dieses Wort kam von Gott, sonst stünde es ja nicht in der Bibel, logisch. Doch da tun sich gleich die nächsten Fragen auf: Wer ist dieser Gott? Woher kommt er? Gibts noch Andere?
Jede dieser Fragen ist spannend an sich, besonders wenn man nicht nur die Bibel sondern eben auch andere Schriften, welche noch älter sind als diese, zu Rate zieht. Recht schnell wurde mir im Zuge des Nachsinnens und recherchierens klar, die Bibel ist sehr einseitig ausgelegt, widerspricht sich manchmal selbst und zeigt keineswegs ein Bild des “Einen”, des “Einzigen”, des “Großen” usw.
Vielmehr scheint sich diese Sammlung von Büchern auf einen lokalen Wüstengott aus der Region des Berges Sinai zu beziehen, welcher ganz gerne der “Einzige” sein möchte, es aber nicht ist. Schon im ersten Gebot steht “Du sollst keine anderen Götter neben mir haben”. Das heißt dann also, es gibt welche, aber du sollst sie nicht haben. Da drängt sich mir die Frage nach dem “Woher” bezüglich der Bibel auf. Ich merke schon, es ist ein Fragenlabyrinth, welches ich da betreten habe und dessen Ausgang ungewiss, aber doch intuitiv bekannt ist.
Aber zurück zum Anfang. Auch dieser Berggott vom Sinai muss irgendwo einen Ursprung haben, so wie auch all die Götter aller anderen Kulturen und Völker der Erde. Ganz am Anfang steht im 1. Buch Mose in der Genesis 1,1: Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Jetzt weiß ich soviel wie vorher, lese etwas weiter und in 1,3 steht: Und Gott sprach…
Dieser, ich nenne ihn hier nun Jahve, mein also alles erschaffen zu haben. Also als Urheber von allem was da ist, da er ja gern den Allmächtigen und Einzigen spielt, schuf er folglich auch die anderen Götter, welche er nicht mag und zu denen man nicht beten soll. Genesis 1,3 geht ja noch weiter: Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und bei 1,4 gehts folglich weiter: Und Gott sah, daß das Licht gut war. Seltsam, angenommen er, der Allmächtige Jahve erschafft wirklich alles, so auch das Licht, wie kann es sein dass er erst nachdem es erschaffen wurde, erkannte, dass es gut war? Es müsste ihm, so er der Allmächtige ist, doch klar sein, bevor es noch erschaffen wurde.
In mir erhärtet sich die Meinung zusehends, dass er nicht der Einzige und schon gar nicht der Allmächtige oder gar Allwissende ist. Beispiele für sein nicht wissen gibt es noch Einige in der Bibel. Woher aber kam er dann und all die anderen Götter? Ich stöbere wieder durch meine vielen Bücher und mir fällt wie schon so oft ein bestimmtes Buch in die Hände: “Sajaha, die Prophezeiungen für ein Neues Zeitalter”. Darinnen, in Sajaha 2 Ereschkigal und die Eulen, beschreibt sie ähnliche Gedanken indem sie die Eulen befragt: “Wo, ihr Weisen, hat der Kreis seinen Anfang? Und wo sein Ende?” Eine tiefgründige Frage meines Erachtens. “Wo das Licht aufhört, ist der Anfang des Kreises und wo die Finsternis aufhört, dort ist sein Ende.” … “Denn alles hat einst begonnen im Licht, durchwandert das Dunkel und kehrt zum Lichte zurück.”
So einfach wie ich es mir Anfangs dachte, ist es nicht mit dem Anfang, soviel ist mir nun klar. Ein Kreis, so in der Erzählung beschrieben, beginnt und endet an der gleichen Stelle, er hat seinen Anfang, doch haben wir diesen vergessen und finden ihn nun nicht mehr. Der Anfang sowie das Ende verinnen in der Ewigkeit und sind nur sehr schwer, wahrscheinlich unmöglich zu verstehen oder gar nachzuweisen. Daher bleibt scheinbar auch eine Frage nach dem Ursprung aller Götter unbeantwortet, zumindest vorerst. Denn da wo die Wissenschaft mit ihrem Latein am Ende ist und nicht mehr weiterkommt, da keine Beweise mehr existieren, so sie je existiert haben, kommt das Geistliche ins Spiel.
Religion kommt vom lateinischen religare und heißt soviel wie zurückverbinden. Doch wenn ich mir heutige Religionen, wie zum Beispiel die Monotheistischen so anschau, zweifle ich stark daran. An zurückverbinden wird nicht gedacht, eher an Bindung an eine bestimmte Lehre, Weltanschauung ohne aber den freien Forschergeist in den Gläubigen zu wecken um zum Ursprung zurück zu finden. Forschen heißt fragen und nachdenken, ein greuel in den Augen so mancher “Geistlicher” da die Fragen zu schnell in eine Ungewollte Richtung führen können und damit oft als blasphemisch gelten. “Glaube was da steht und Frage nicht weiter” so hätten sie es gerne.
Wenn ich an die heutige Zeit denke, so erkenne ich recht schnell den Glauben in allen Menschen. Jeder glaubt an etwas, manche an die Existenz eines oder mehrerer Götter, manche an deren Nicht-Existenz, so mancher an die Macht des Geldes oder an die Unfehlbarkeit von Parteien, Religionen, der Wissenschaft oder bestimmter Personen, an die heilsbringende Art dieses oder todbringende Art jenes Wesens, Geräts, Wortes und so weiter. DIese Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen, da der Glaube in den Menschen verankert ist, meist unbewusst. Man nennt sowas oft auch Prägung, welche im Laufe des Lebens, meist in der Kindheit entstanden ist.
Ich erkenne schon, alles hat seinen Anfang, irgendwo, möglicherweise auch sein Ende, auch irgendwo. Der Anfang ist bei den Dingen sehr schwer fest zu machen, das Ende ebenso. Denn auch wenn etwas zerstört wurde, eine Partei beispielsweise, so ist ihr Ende aber trotzdem noch nicht da, da die Idee, der Gedanke dahinter, weiterlebt, auch, wenn den Trägern dieser Idee die Kraft zum Wort fehlt. Der Anfang ist ein Gedanke, gewissermaßen, oft von vielen Menschen gedacht, weitergebildet und am Ende Gemeinsam geschaffen im Wort und der dann folgenden Tat. Doch in welchem Kopf begann es? Zu welcher Zeit war das? Diese Frage wird wahrscheinlich in den meisten Fällen nie zu beantworten sein.
So will ich es nun bei diesem Anfang belassen. Dieses Thema könnte ganze Bücher füllen und man würde es doch nicht abschließen können, da die Frage nach dem Anfang trotzdem nicht zufriedestellend erklärt werden kann.
Liebe Grüße,
Konrad Habitzl